Entstehung
der Pfarre:
Ursprünglich
zum Vikariat Reichersberg am Inn gehörig, wurde Kirchschlag
von der Mutterpfarre Bromberg aus betreut. Vermutlich seit dem
Jahr 1282 ist Kirchschlag eine selbstständige Pfarre. Bis
zum Jahr 1700 war Kirchschlag Patronats- und Lehenspfarre des
oberösterreichischen Stiftes Reichersberg am Inn, danach
wurde diese an das Erzbistum Salzburg abgetreten. Bereits drei
Jahre später unterstellte man Kirchschlag dem Bistum Wiener
Neustadt, von dem es nach dessen Auflösung im Jahre 1785
zur Erzdiözese Wien kam. Dieser gehört die Pfarre Kirchschlag
bis zum heutigen Tage an. Außer dem Ort umfasst die Pfarre
außerdem noch die Katastralgemeinden Aigen, Lembach, Stang
und Ungerbach. Als Hauptort der südöstlichen Buckligen
Welt trägt das Dekanat auch den Namen Kirchschlags.
Pfarrkirche:
Die
Pfarrkirche, die dem hl. Johannes dem Täufer geweiht ist,
prägt seit hunderten von Jahren das Ortsbild der Marktgemeinde.
Durch den spätgotischen Bogen des alten Friedhofstores betritt
man den Kirchhof, an dessen Nordseite die alte Michaelskirche
steht. Über dem Portal der Kirche sind auf einem romanischen
Steinrelief die Taufsymbole Hirsch, Palme und Löwe zu sehen.
Es handelt sich bei der Kapelle um einen Karner aus dem frühen
14. Jahrhundert, der seit dem Jahr 1977 als Aufbahrungs- und Gebetsraum
dient.Die Pfarrkirche selbst entstand in der zweiten Hälfte
des 15. Jahrhunderts im spätgotischen Stil. Die Jahreszahlen
1492 über der Tür zur Orgelempore und 1487 am nordwestlichen
Eckstrebepfeiler des Langhauses beim Turmdurchgang weisen darauf
hin. Als Stifter oder sogar Bauherr ist Christoph von Pottendorf
anzusehen. Sein Wappen befindet sich an einem Schlussstein des
Chorgewölbes. Die Baumeister gehörten der Wiener Neustädter
Bauhütte an und waren vermutlich Stadtbaumeister Sebald Werpacher
oder einer seiner Schüler.
Die
Pfarrkirche ist als Wehrkirche mit Schießscharten an der
Friedhofsmauer und Pechnase über dem Seitenportal unschwer
zu erkennen. Architektonisch gehört die Kirche zu den schönsten
der österreichischen Spätgotik. Keine andere Kirche
der Gegend weist so schöne Maßwerkfenster und Gewölbe
auf.
Der
Bau entstand in mehreren Phasen, wobei der große Chor an
das bestehende Langhaus angebaut wurde und ein doppeltes Springrippengewölbe
aufweist. Es befinden sich das Stifterwappen, das Wappen Johannes
des Täufers und das Kirchschlager Marktwappen als Schlusssteine
im Chor. Das um 1300 entstandene Langhaus wurde um ca. 1485 umgebaut
und mit einem zarten Netzgewölbe ausgestattet. Die Fenster
des Langhauses weisen jedes ein anderes Maßwerk auf.
Eine
Besonderheit der Kirchschlager Kirche ist das Seitenschiff, die
"Ungarische Kirche". Sie wurde vermutlich vom Ungarnkönig
Matthias Corvinus, der ab 1488 Kirchschlag besetzt hatte, in Auftrag
gegeben, damit Kirchenbesucher aus dem benachbarten Ungarn dort
dem Gottesdienst beiwohnen konnten. Nach dem Tod des Ungarnkönigs
im Jahr 1490 wurde das Langhaus bis 1499 vollendet.
Zuletzt
entstand der Turm, der ursprünglich einen achtseitigen Spitzhelm
besaß. Nachdem die Spitze zweimal durch Blitzschlag beschädigt
und wieder ausgebessert worden war, musste sie 1797 abgetragen
werden. Dem Turm wurde die noch heute das Aussehen der Kirche
prägende stilfremde Haube aus Kupferblech aufgesetzt und
mißt heute 45 m. Erwähnenswert sind außerdem
die noch erhaltenen zwei Glocken aus dem 15. Jahrhundert.An der
Südseite neben dem Treppentürmchen zieren ein monumentales
Christophorusfresko und zwei Priestergräber das Langhaus.
Einrichtung:
Das Kircheninnere wird vom Hochaltar beherrscht. Angefertigt wurde
er 1791 in Neunkirchen von einem Bildhauer namens Leopold F...
- der Nachname ist nicht zu entziffern. Gefasst wurde der Altar
von den Malern und Vergoldern Sebastian und Josef Geringer. Seine
Aufstellung erfolgte 1792. Als Altarblatt verwendete man das Bild
vom alten frühbarocken Hochaltar, das die Taufe Jesu Christi
durch den hl. Johannes den Täufer zeigt. Laut Signatur schuf
es der in Güns tätige Künstler Georg Kery im Jahre
1675.
Besonders
prächtig ist die Rokokokanzel von 1746. Sie zieren Holzschnitzerein
von drei Putten,die mit Kelch, Anker und Herz ausgestattet sind.
Auch der Schalldeckel der Kanzel ist reich an Schnitzarbeiten.
Die
beiden Seitenaltäre stammen wie die Kanzel aus der Mitte
des 18. Jahrhunderts. An der rechten Seite zeigt der "Sippenaltar"
Jesus mit seiner näheren Verwandtschaft. Den Marienaltar
auf der linken Seite schmückt das ehemalige Hochaltarbild
der Liebfrauenkirche am Schloßberg.
Es ist dies eine im Jahr 1761 entstandene Kopie des Gnadenbildesgotik,
der die Taufe Jesu darstellende Aufsatz ist im Rokoko entstanden.Der
Herz-Jesu-Altar in der ungarischen Kirche stammt aus der Barockzeit
und wird von einer Kopie des Bildes aus dem Wiener Stephansdom
"Maria Pötsch".Links vom Hochaltar befindet sich
das zwölfeckige Taufbecken aus der Spätgeschmückt.
Kreuzweg
und Kreuzwegkirche:
Ein
besonderes Kunstwerk stellen der barocke Kreuzweg mit seiner Kirche
dar. Anschließend an die Passionsspielhalle gelangt man
an eine Steinstiege und in weiterer Folge zu den Kreuzwegstationen.
Dechant Martin Gottfried Schragl ließ zwischen 1730 und
1733 auf Pfarrgrund diese Kreuzweganlage errichten. Die in kleinen
Kapellen untergebrachten Stationen zeigen in Holzreliefs die Leidensgeschichte
Jesu. Ein unbekannter Bauer zeichnet für die bemalten Holzreliefs
verantwortlich. Die 12. Station beherbergt die Kreuzwegkirche
mit einer Kreuzigungsgruppe und den ausdrucksvollen Gestalten
der beiden Schächer.
Filialkirchen
der Pfarre Kirchschlag:
Dem
Hl. Markus ist die mit einem spätgotischen Chor ausgestattete
Kirche in Lembach geweiht. Das Schiff stammt vermutlich aus dem
17. oder 18. Jahrhundert und beinhaltet Figuren des hl. Markus
und des hl. Antonius von Padua sowie ein Herz-Mariä-Bild.
Die
Kirche Maria Hilf in Stang,
die 1962 eingeweiht wurde ist ein moderner Bau mit einem kleinen
Glockenturm. Die Madonnenstatue hinter dem Hochaltar wurde von
Kanonikus Lothar Kodeischka gestiftet, links vom Altar hängt
ein Herz-Jesu-Bild aus dem 19. Jahrhundert.
Die
Kirche in Ungerbach ist den Pestheiligen Rochus und Sebastian
geweiht und wurde 1661 erstmals genannt. Der aus der Mitte des
17. Jahrhunderts stammende Altar zeigt zwei im 19. Jahrhundert
entstandene Figuren der Heiligen Sebastian und Rochus. Die Seitenfiguren
stellen den hl. Johannes von Nepomuk und den hl. Florian dar.
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